Herr Tusk und die Menschenrechte

von Tante Jay

Der polnische Regierungschef, Herr Donald Tusk, hat in Polen ein Gesetz durchgebracht, nach dem Sexualstraftäter auch gegen ihren Willen zwangsweise chemisch kastriert werden dürfen.

Herr Tusk hat des Weiteren den Tätern die Menschenrechte abgesprochen und behauptet, dass ein Täter kein Mensch mehr sei und demzufolge seine Menschenrechte auch nicht mehr zu achten seien.

Wäre ich eine polnische Staatsbürgerin, ich würde Herrn Tusk vielleicht den folgenden Brief schreiben:

Sehr geehrter Herr Tusk,

sie behaupten, dass Pädophile keine Menschen wären und verweigern die ihnen zustehenden Menschenrechte.

Herr Tusk, spätestens seit den unsäglichen Geschehnissen im Dritten Reich herrscht weltweit eine Übereinkunft, dass die Menschenrechte angeboren sind.

Man kann sich ihrer nicht begeben, man kann sie keinem nehmen.

Jeder Mensch hat dieselben Rechte und dieselben Pflichten der Gesellschaft gegenüber. Und auch wenn dieser Mensch der Gesellschaft gegenüber krass versagt, wie es auch Sexualstraftäter tun: Sie behalten ihre Rechte und die Würde aus ihrem Menschsein heraus.

Dies sind die Lehren, die wir aus der Vergangenheit gezogen haben.

Ihre Gedankengänge mögen vielleicht „volksnah“ sein und das tumbe Rachebedürfnis einzelner befriedigen. Allein: Sie sprechen allem, was in den vergangenen Jahrzehnten erreicht wurde, Hohn.

Pädophile sind Menschen. Viele von ihnen kämpfen einen lebenslangen Kampf gegen ihre Neigung, wissend, dass sie unendliches Leid über ihre Opfer bringen würden. Jeder einzelne von uns kennt dieses Leid entweder aus eigener Erfahrung oder aus der Erfahrung nahestehender Angehöriger.

Sie tun uns als Überlebenden von sexuellem Missbrauch keinen Gefallen, wenn sie sich derartig über Pädophile äußern, wenn sie sich über sämtliche verbrieften Menschenrechte einfach hinwegsetzen. Damit helfen Sie keinem Opfer.

Im Gegenteil, es gibt stichhaltige Untersuchungen, dass kastrierte Täter für die Opfer sehr viel gefährlicher sind als diejenigen, die sich „Erleichterung“ verschaffen können. Kastrierte Täter können ihre „Bedürfnisse“ nicht befriedigen und töten dann sehr häufig in einem Überschwang der Gefühle.

Herr Tusk, sie sind eine Gefahr für alle Werte, die innerhalb der Europäischen Union gelebt werden und die hart erkämpft wurden. Und sie sind eine Gefahr für Täter ebenso wie für Opfer.

Die einzig mögliche Alternative ist ein Rücktritt, machen sie Platz für die Vernunft. Ihnen selbst scheint sie nicht beschieden zu sein.

Ihre Tante Jay

PS: Auch der Spiegel hat einen Artikel zu diesem Thema.

9 Antworten zu “Herr Tusk und die Menschenrechte

  1. irgendwie erinnert mich dieser Muster-Brief an Gedankengänge, die ich auch schonmal kurzzeitig verfasst hatte…allerdings wieder entfernt hatte, da die Welt für sowas noch…ich will jetzt nicht unbedingt „zu unreif“ sagen…aber auf alle Fälle nicht bereit ist, da sie das ganze Thema dazu sachlich und distanziert betrachten müsste…und dazu ist (mal abgesehen vielleicht von denen, die sich aus persönlichen oder beruflichen Gründen damit befassen) fast niemand in der Lage.

    Das, was besagte Person da vorgeschlagen hat, ist im Endeffekt ja nichts weiter als die Weiterführung dessen, was Zensursula derzeit betreibt. (Stichwort „Hexenjagt“)

    Der Spruch „Jede Medallie hat zwei Seiten“ ist zwar schon uralt…begriffen hat ihn aber immernoch so gut wie niemand…

  2. Hallo,

    gibt es für die These mit den gefährlicheren chemisch kastrierten Tätern irgendwelche Untersuchungen. Ich denke auch schon lange darüber nach, ob das nicht eine praktikable Lösung wäre…

  3. Im Spiegel-Artikel steht eine Aussage von Herrn Ahlers drin, wonach es entsprechende Untersuchungen gibt.

    Ich werde ihn mal ansprechen und mal nach Quellen zu den entsprechenden Untersuchungen fragen.

    Aber eigentlich spricht der gesunde Menschenverstand schon dafür. Denn sexueller Missbrauch Minderjähriger ist ja nicht eine Sache der Triebe.
    Das ist einfach zu kurz gegriffen.

    Alle Täter, die bekannt wurden, hatten massive persönliche Defizite. Und es ging ihnen um Macht. Wenn du ihnen jetzt das Instrument zur Machtausübung via Kastration nimmst, wie bitte willst du damit die Opfer SCHÜTZEN? Du wirst sie mehr gefährden, denn der Machttrieb kann nicht befriedigt werden und damit baut sich eine gefährliche Frustration auf, die sich evtl. in einer Gewaltorgie entlädt.

  4. Pingback: In Polen kann man nun die Menschenrechte abgesprochen bekommen « Kissaki Blog

  5. Das ist ein vernünftiges Argument – das scheint mir plausibel. Danke für die Antwort.

  6. Wie man bei Telepolis lesen kann sind jetzt die Franzosen dabei populistisch nachzuziehen. Die Innenministerin plant die chemische Kastration für Sexualtäter als gesetzliche Maßnahme. Hier der Link: http://www.heise.de/tp/blogs/8/146244

  7. tja…und wiedermal wird am Symtom rumgedoktort…

  8. Pingback: Zwangskastration in Polen « Staatsfeind?

  9. Es ist einfach super! Irgendwann werden die verständniss haben für Massenmörder, Vergewaltiger, Diebe, Entführer …usw..und wo bleiben wir?
    Menschenrechter sind für Menschen gedacht! Ich bin selber Opfer und ich bin sauer auf mich das Ich mit 7 nie was jemand erzählt habe, Nächte habe ich geweint, ich hatte immer Angst das diesen Mann seine beide kleine Töchter die damals 2 und 4 waren wehtun würden. Jeden Tag muss ich damit leben. Hilfe, nein gibst nicht, weil es einfach Unsinn ist, egal wie, das kannst du niemals verarbeiten, sondern verdrängen.
    Wieso hört keine „Es gibt dafür keine Heilung“. Die werde immer wieder tun. Es ist unmenschlich Pädophile, die schon vorbestrafft sind, am leben zu lassen.

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